Persönliche Gedanken von Olaf Pfeifer

Wann ich besser «Ich kann das» sagen sollte

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

was für eine verrückte Zeit! Es war der 13. März 2020, als der Bundesrat den Lockdown infolge der COVID­-19-­Pandemie verordnet hatte. Für die STFW bedeutete dies, dass wir für eine unbestimmte Zeit keinen Präsenzunterricht mehr durchführen durften. Es war, als ob kein Stein mehr auf dem anderen geblieben ist – was sich als nicht objektiv herausstellte. Sechs Monate später kann ich sagen, dass wir die Situation erfolgreich gemeistert haben. Aber wie war es möglich, innert so kurzer Zeit das Beste aus uns allen herauszuschälen?

 

«Circle of competence»

Die Grundlage liegt in der Denkfigur des Kompetenzkreises. Dessen Ursprung ist unbekannt, jedoch popularisierte der Investor Warren Buffett den «Circle of competence», als er 1996 in einem «Shareholder letter» an die Aktionäre seiner Holding schrieb: «Sie müssen nicht für jede Investition ein Experte sein. Sie müssen nur in der Lage sein, Investitionen innerhalb Ihres Kompetenzkreises zu bewerten. Die Grösse Ihres Kompetenzkreises ist nicht wichtig; es ist jedoch wichtig, seine Grenzen zu kennen.» Was will Warren Buffett damit sagen? Es ist wichtig, dass wir uns unserer Kompetenzen bewusst sein müssen. Was weiss ich? Was weiss ich nicht? Jemand, der vorgibt alles zu wissen, ist ein Dummkopf. Wer sich aber nirgendwo auskennt, ebenso.

 

Neuinterpretation des Kompetenzkreises

Für mich persönlich war diese Denkfigur der Ursprung unseres Erfolges. Auch ich wusste zu Beginn der COVID­-19-­Krise nicht, wie wir diese Herausforderung bewältigen können. Trotz einiger Erfahrungen bei den Themen Kurzarbeit, Liquiditätsengpässe, Kommunikationsstrategie in der Krise etc. hatte ich das Gefühl, vieles nicht zu wissen. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und interpretierte den Kompetenzkreis neu! Ich spreche nicht mehr von «Das weiss ich», sondern «Das kann ich!». Das Wort «wissen» suggeriert in diesem Kontext die Unfehlbarkeit. Das Wort «können» hingegen lässt einen undefinierbaren Grad an Fehlbarkeit zu. Somit habe ich den Schritt von ausserhalb nach innerhalb des Kompetenzkreises gewagt. Dies im vollen Bewusstsein, dass ich Fehler begehe und sicherlich auch begangen habe. Es war für mich eine spannende Reise und Erfahrung zugleich. Missen möchte ich diese nicht! Wann wagen Sie den Schritt in den Kreis hinein?

 

Ich spreche nicht mehr von «Das weiss ich», sondern «Das kann ich!». Das Wort «wissen» suggeriert in diesem Kontext die Unfehlbarkeit. Das Wort «können» hingegen lässt einen undefinierbaren Grad an Fehlbarkeit zu.

Olaf Pfeifer

Direktor STFW

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