STFW Porträt Mitarbeitende

Lehrer bei Tag, Barkeeper in der Nacht

Andreas Gabrieli, geboren und aufgewachsen in Winterthur, ist eine sehr vielseitige und engagierte Person. Sein Alltag besteht aus den unterschiedlichsten Jobs und Aufgaben. Er ist Ehemann, Vater, Lehrer, Prüfungsexperte und Barkeeper. Im Interview erzählt er zudem, wieso er international so gut vernetzt ist und wie die Zusammenarbeit mit den heutigen Lernenden ist.
 

Der Berufsweg von Andreas «Andy» Gabrieli führte ihn schon durch unterschiedliche Bereiche und Ortschaften. Die Lehre zum Automechaniker war der Start seiner Karriere, später absolvierte er die Weiterbildung zum Automobildiagnostiker an der STFW und wagte sogar den Sprung ins Marketing. Er hat hohe Erwartungen an sich selbst. Wenn er etwas macht, dann ganz oder gar nicht.
 

Andy, warum hast du dich damals für die Berufswelt der Automobilbranche entschieden?

Das ist ziemlich einfach zu beantworten, ich gehöre noch zur Generation «Töffli-Buebe» (lacht). Mein Herz gehörte schon als Junge den Motoren. 
 

Würdest du dich heute wieder für dieselbe Grundbildung entscheiden? 

Ja, auf jeden Fall, die Branche ist extrem vielfältig, wenn auch klein. Einer motivierten Person stehen so ziemlich alle Türen offen. Die Branche ist wie eine grosse Familie. Der Satz «man kennt sich» wird in der Schweiz grossgeschrieben. Weiter schätze ich auch den internationalen Austausch enorm, diesen durfte ich bei Mazda (Suisse) SA und Renault (Suisse) SA fast täglich wahrnehmen.  Ich darf mich zu den Glücklichen zählen, die sich in vier Sprachen, nämlich Deutsch, Französisch, Englisch und Italienisch, verständigen können, was bis heute für grossartige Geschäftsbeziehungen und Freundschaften auf der ganzen Welt gesorgt hat.
 

Du hast einige berufliche Meilensteine erreicht, welche waren das?

Meine Lehre habe ich bei der Autogarage Feldmann AG absolviert. 2008 startete ich den Lehrgang zum Automobildiagnostiker an der STFW. Während und nach der Weiterbildung bekam ich die Chance, meinen Werkstattchef bei seinen Aufgaben zu unterstützen und zu vertreten. Nach rund zehn Jahren in der Werkstatt führte mich mein Weg zum Schweizer Importeur Mazda (Suisse) SA, bei dem ich insgesamt sieben Jahre lang tätig war, unter anderem als technischer Experte für das Händlernetz. 

Die nächste Herausforderung erhielt ich bei Renault (Suisse) SA. Da übernahm ich die Verantwortung für den kompletten technischen Support in der Schweiz. Nebenbei entschloss ich mich, zehn Jahre nach der Diagnostiker-Ausbildung, den Schritt in einen neuen Bereich zu wagen – ins Marketing. Der eidg. Fachausweis zum Marketingfachmann war ein grosser Meilenstein in meinem Leben. Ich bin auch sehr stolz darauf, dass ich in einem Teilbereich als einer der drei besten meines Jahrganges abgeschlossen habe.
 

Von der Werkstatt ins Marketing - wieso hast du diesen Wechsel vorgenommen?

Vor allem aus persönlichem Interesse. Tätigkeiten wie das Organisieren und Durchführen von Events interessieren mich. Natürlich wäre es mein Wunsch, solche Aufgaben in der Automobilbranche ausüben zu dürfen. Hinzu kommt auch, dass ich mich technisch innerhalb der Branche und der Schweiz nicht mehr weiterentwickeln könnte, dafür müsste ich ins Ausland gehen.
 

Und warum bist du nicht ins Ausland gegangen?

2009 durfte ich meine Frau heiraten. Wir liessen es uns nicht nehmen, einen zweimonatigen Aufenthalt in den USA zu machen, dortbleiben wollten wir aber nicht. Heute haben wir zwei bezaubernde Kinder, weshalb es schwierig ist, einen Umzug ins Ausland zu wagen.  Dafür reisen wir jetzt umso mehr mit den Kleinen. So planen wir im Winter 2023 beispielsweise erneut Familienferien in  Australien. Es hat mich schon immer weggezogen, deshalb kann ich es mir gut vorstellen, zukünftig einmal Fuss im Ausland zu fassen. Mit meinen zahlreichen internationalen Beziehungen würde mir der Einstieg sicherlich erleichtert.
 

Seit Januar 2022 bist du Lehrer an der STFW. Wie kam es dazu? 

Ich kenne die STFW nun seit 25 Jahren. Es ist absolut fantastisch, welche Möglichkeiten uns Lehrpersonen und allen Lernenden in Bezug auf die Infrastruktur zur Verfügung stehen. Mein ehemaliger Lehrer und gleichzeitig eines meiner Vorbilder Beat Geissbühler, Leiter Bildung Fahrzeugtechnik STFW, wusste früh, dass die Schule für mich als Arbeitgeberin in Frage kommen würde. Ausbildung und Weiterbildung war und ist mir immer wichtig. Dank ihm unterrichte ich heute die überbetrieblichen Kurse der Fahrzeugtechnik an der STFW. 
 

Wie ist die Zusammenarbeit mit den Lernenden? 

Das Schöne ist, ich kann in meiner Funktion alle meine Erfahrungen miteinbringen. Jeder meiner Erfolge und Fehlentscheide dienen als Beispiele im Unterricht, was den Lernenden einen direkten Praxisbezug ermöglicht. Mir fällt auf, dass die Bequemlichkeit bei einigen SchülerInnen überhandnimmt. Ich sehe noch heute in jedem Lernenden zuerst sein Potential. Wenn aber keine Motivation, Freude und kein bisschen Berufsstolz spürbar ist, tue ich mich schon schwer. Man muss eine Balance im Umgang mit den jungen Berufsleuten finden. Sie müssen klare Anweisungen erhalten, und auch Resultate liefern. In meine Unterrichtsvorbereitungen investiere ich sehr viel Zeit. Für mich selbst ist nur das «Beste» gut genug, diesen Anspruch habe ich deshalb auch an meine Lernenden.
 

Was bedeutet das genau?

Natürlich soll alles auf Augenhöhe passieren, Respekt und Anstand sind für mich absolute Schlüsselpunkte. Die üK-Teilnehmenden begreifen meine Regel meistens schnell und schätzen es sehr, dass ich 120% für sie da bin und sie unterstütze, doch am Ende müssen sie es selbst machen und wollen.


Du bist als Lehrer voll engagiert. Wie kommst du in deiner Freizeit wieder zu Energie? 

Eines meiner grössten Hobbies, oder nennen wir es meine Leidenschaft, sind die Einsätze als Barkeeper im Bolero Winterthur seit mehr als 15 Jahren. Mittlerweile ist es tatsächlich mein Ausgleich zum Alltag. Auch Sport darf bei mir nicht fehlen. Wenn ich mal mit einer etwas «schwierigeren» Situation konfrontiert bin, hilft es mir, wenn ich mich im Fitnessstudio auspowern kann. Die Vielseitigkeit und Abwechslung brauche ich im beruflichen und privaten Alltag.