Autor: Erich Schwaninger
Veröffentlicht in: et elektrotechnik
Die Schweizerische Technische Fachschule Winterthur (STFW) gehört zu den führenden Aus- und Weiterbildungsanbietern der Deutschschweiz. Die Energiewende meistert sie mit pragmatischen Lösungen, das Wachstum mit einem Neubau. Mit der Wirtschaft wünscht sich Direktor Olaf Pfeifer eine enge Zusammenarbeit.
Die Entwicklung geht in Richtung Elektrowirtschaft, doch die fossilen Verbraucher dominieren nach wie vor den Markt. Und das sowohl in der Gebäudetechnik wie auch im Automobilsektor. Wie meistert die Schweizerische Technische Fachschule Winterthur STFW diese anspruchsvolle Aufgabe? Direktor Olaf Pfeifer erklärt dazu: «In der Gebäude- und Automobiltechnik befinden wir uns in einem fundamentalen Umbruch. Sowohl die Automobilbranche wie auch die Gebäudetechnik lösen sich langsam vom fossilen Teil.» Die STFW steht gemäss Pfeifer vor der Herausforderung, einerseits die herkömmliche Technik zu schulen, denn fossile Heizsysteme und Verbrennungsmotoren werde es noch lange geben. Anderseits wird gleichzeitig die Ausbildung für die neuen Technologien forciert, «ein äusserst spannender und anspruchsvoller Prozess». Diese Parallelität benötige mehr Lehrer, Schulraum und Lehrmittel, räumt Olaf Pfeifer ein. Doch diese Entwicklung sei vorhersehbar und somit planbar gewesen.
Die STFW ist denn auch vorbereitet, zumindest was den Raumbedarf anbelangt. Im Sommer ist der Spatenstich für einen weiteren Neubau geplant. Wenn ein Thema noch nicht im Bildungsplan verankert ist, wie etwa die Elektromobilität in der Automobilbranche, wird es an der STFW trotzdem ausgebildet, wie Olaf Pfeifer erklärt. «Die Elektromobilität ist in den Abteilungen Fahrzeugtechnik, Elektrotechnik und Gebäudetechnik fester Bestandteil unserer Ausbildung, inklusive der gesamten Thematik Ladeinfrastruktur bis hin zur Photovoltaikanlage.» Dass die Lehrpläne mit der technischen Entwicklung nicht immer exakt Schritt halten können, ist sich Olaf Pfeifer bewusst. Doch einschränken muss sich die STFW deswegen nicht. «Die grossen Themen der Gegenwart, wie etwa die Transformation der Energiewirtschaft, sind in den Bildungsunterlagen enthalten. Das gibt uns den nötigen Freiraum.»
Zurück ins Schulzimmer
Dass die Ausbildungspläne der Berufsverbände möglichst aktuell und optimal auf die Branchen ausgerichtet sind, dafür setzen sich die Schulverantwortlichen persönlich ein, wie Olaf Pfeifer erklärt: «Es gehört zu unserer Aufgabe, uns einzubringen, was ausgebildet werden soll. Mit unserem reichen Praxiswissen können wir die Branchenorganisationen wirkungsvoll unterstützen.» Dieses Engagement verbindet Pfeifer mit dem Wunsch, dass die Verbände noch mehr aufnehmen, was in der Wirtschaft draussen läuft, und umgekehrt sich die Wirtschaft im Verbandswesen stärker engagiert. Es ist diese weit gefasste Zusammenarbeit, die dem Direktor so sehr am Herzen liegt.
Das Miteinander ist auch den Studierenden ein Anliegen. Die Vermutung, der während der Pandemie nötig gewordene Fernunterricht sei Teil einer neuen Normalität geworden, weist Olaf Pfeifer zurück. Als Unterrichtsform sei der Präsenzunterricht wieder der Normalfall, die Studierenden seien freiwillig ins Schulzimmer zurückgekehrt. «Der Fernunterricht war nicht gefragt. Unsere Studenten haben betont, dass sie die Interaktion mit den Kollegen, den Lehrern und den Ausbildungsgegenständen brauchen und generell die STFW vermisst haben.» Der Praxisbezug gemäss dem Slogan: «Wenig Theorie-Blabla. Viel Praxis-Aha!» ist einer der Kernpunkte, der die STFW nach eigenen Angaben einzigartig macht. Der Direktor ergänzt: «Sämtliche Gewerke sind auf kleinstem Raum verfügbar. Davon profitieren die Studierenden und die Lehrer gleichermassen.» Doch ganz verschwunden ist der Fernunterricht nicht. Im Bedarfsfall, etwa wenn einige Studierende nicht zum Unterricht erscheinen können, «sind wir innert fünf Minuten im Stande, die Lektionen hybrid anzubieten ».
Die Lösungsorientiertheit scheint Olaf Pfeifer tief verinnerlicht zu haben. Auch wenn die Studentinnen und Studenten zurück im Schulzimmer sind, verändert hat sich die Art des Lernens dennoch. Heute wird der gesamte Ausbildungsstoff elektronisch abgegeben. «Die Leute kommen mehrheitlich nur noch mit dem Laptop. Wer Papier will, muss dies zukünftig berappen», erklärt Pfeifer. Diese Methodenkompetenz hätten sich die Studierenden relativ schnell angeeignet, «die Pandemie hat geholfen». Und offenbar nicht nur hier. Olaf Pfeifer: «Corona war auch eine gute Gelegenheit, das Krisenmanagement zu üben. Wir sind gut durch diese Zeit gekommen und haben gelernt, das Beste aus einer Krise herauszuholen.»