Fahrzeugtechnik

Handshake: Das Herzblut für eine Vision

Visionen realisieren Menschen, die hartnäckig und voller Leidenschaft Ziele verfolgen und nicht so schnell aufgeben. Die Gründungsväter, Ueli Bolliger und Werner Bieli, des heute sehr gefragten Weiterbildungslehrganges «AutomobildiagnostikerInnen Nutzfahrzeuge mit eidgenössischem Fachausweis» sprechen im Interview darüber, wie sie dieser Vision Leben einflössten.

 

Vor bald 20 Jahren wurde unter dem Projektnamen «Handshake» der Lehrgang für AutomobildiagnostikerInnen Nutzfahrzeuge ins Leben gerufen. Innerhalb von wenigen Jahren erschufen Werner Bieli, Präsident der Qualitätssicherungskommission AD / AWK  AGVS, und Ueli Bolliger, Lehrperson Fahrzeugtechnik STFW, den ersten Lehrgang für «AutomobildiagnostikerInnen Nutzfahrzeuge mit eidgenössischem Fachausweis». Es entstand eine Kooperation zwischen der Schweizer Armee und der STFW.

2001 und 2002 wurden zu turbulenten, spannenden und herausfordernden Jahren für die beiden Gründungsväter. Bereits 2003 konnten die ersten Modulendprüfungen abgenommen werden.
 

Seit dem Lehrgangsstart vor 20 Jahren besuchten rund 500  Studenten und Studentinnen diese Ausbildung. Wie fühlt es sich an, etwas so Bewegendes entwickelt zu haben?

Werner Bieli (W.B.): Es erfüllt uns mit Stolz und Freude – der Einsatz hat sich gelohnt.
Ueli Bolliger (U.B.): Ja, da gebe ich Werner recht. Die daraus entstandene und anhaltende Freundschaft zwischen Werner und mir freut mich dabei am meisten. Der Weg zu diesem Weiterbildungsangebot war nicht immer ein Spaziergang.
 

Wie meinst du das?

U.B.: Werner und ich funktionierten als Team von Anfang an extrem gut. Die Schnittstellen innerhalb der Prozesslandschaft zweier grossen Institutionen orchestrierten nicht immer reibungslos. Das war oftmals eine Herausforderung. Werner und ich blieben jedoch hartnäckig, gaben alles und arbeiteten oft in unserer Freizeit daran. Schön war, dass wir von unseren Familien stark unterstützt und vom Gewerbe, das nach solch einer Ausbildung verlangte, gestützt und vorangetrieben wurden.

W.B.: Das Projekt lag uns am Herzen. Ich denke, deshalb brachten wir das nötige Feuer und Engagement mit.

 

Eine wertvolle Kooperation, um Kompetenzen aufzubauen und eine zivilrechtliche Ausbildung anbieten zu können.

Werner Bieli

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Dieses «Herzens»-Projekt nennt sich «Handshake», was ist darunter zu verstehen?

W.B.: Unter dem Projektnamen «Handshake» vereinen sich Ausbildungen der Armee, die mit zivilen Partnern realisiert werden. Ziel ist es, die Fachkenntnisse einer breiten Bevölkerung und gleichzeitig den eigenen Männern und Frauen zugänglich zu machen. Zudem sind solche Kooperationen für die Schweizerische Armee wertvoll, weil die Angehörigen der Armee dadurch eine professionelle, zivilrelevante Ausbildung, die auch ausserhalb des Militärs anerkannt ist, absolvieren können. Die Aus- und Weiterbildungen innerhalb der Armee geniessen einen sehr guten Ruf, genauso wie jene der STFW.

Fachkompetenz und Expertise der STFW vereint mit jener der Schweizer Armee und deren Infrastruktur: Es war eine Win-Win-Situation.

Ueli Bolliger

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Kam es deshalb zu dieser Kooperation der Schweizer Armee und der STFW?

U.B.: Ja, aus Sicht der STFW war eine Kooperation mit der Schweizer Armee naheliegend, als der AGVS (Auto Gewerbe Verband Schweiz) die Ausbildung zum Diagnostiker in «Nutzfahrzeuge- und Personenwagen» aufsplitten wollte. Wo, wenn nicht bei der Armee sind die Räumlichkeiten, Infrastruktur und Modelle für solch eine praxisorientierte Weitbildung gegeben? Zudem wollte die Armee die Fachkompetenz ihrer zukünftigen Kader erhöhen.

Die STFW verfügt über das nötige Fachwissen, die Fachkompetenz und die relevanten Lehrmittel. Beide Parteien genossen und geniessen einen guten Ruf in puncto Aus- und Weiterbildung. Nicht zuletzt war der Weg geebnet, da Werner und ich uns bereits kannten. Ich war damals schon Lehrer an der STFW und Werner einer unserer Studierenden.
W.B.: Es war und ist noch heute eine Win-Win-Situation mit kompetenten Partnern.
 

Ihr seid beide mittlerweile Rentner – könnt ihr das Projekt loslassen?

U.B.: Ja unbedingt, allerdings unterrichte ich nun mal gerne, deshalb bin ich auch immer noch als Lehrer an der STFW tätig (lacht). Mit den neuen Fachlehrern der STFW, Patrick Schmid und Lorenz Diemling, die das Projekt übernommen haben, wissen wir diese Weiterbildung in guten Händen.

W.B.: Absolut, mit diesen beiden professionellen Fachlehrern der STFW und dem neuen Kommandanten der Instandhaltungsschule 43 Oberst i Gst Marc Pascal Gugelmann werden die Fachexpert-
Innen von morgen fundiert ausgebildet. Wegen des Fachkräftemangels sind die Automobildiagnostiker-
Innen mit eidgenössischen Fachausweis übrigens unglaublich gefragt. Nicht zuletzt sind sie mit dieser breitgefächerten, fundierten Ausbildung auch in anderen Branchen sehr begehrt und werden oft abgeworben. Diese Weiterbildung lohnt sich also in vielerlei Hinsicht.

Fachkräftemangel führt dazu, dass das breite, fundierte Wissen von AutodiagnostikerInnen auch zukünftig im Markt sehr gefragt sein wird. Eine zielführende, spannende Weiterbildung.

Werner Bieli

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Oberst i Gst Marc Pascal Gugelmann

Der Kommandant der Instandhaltungsschule 43, Thun, verdeutlicht im Interview mit der Redaktion die Bedeutung des Projektes «Handshake» für ihn und die Schweizer Armee.


Was bedeutet dieses langjährige Projekt «Handshake» für Sie? 

Wir haben mit der STFW und dem AGVS eine langjährige Zusammenarbeit mit starken Partnern in der Automobilbranche gefunden. Dies ergibt für uns einen Mehrwert in der Ausbildung für die Mitarbeiter und die Miliz.

 

Wie erleben Sie die Kooperation mit der STFW und weshalb ist diese für die Armee so wertvoll?

Wir arbeiten mit der STFW seit nun bald 20 Jahren hervorragend zusammen. Deshalb  sind wir mittlerweile ein eingespieltes Team und ergänzen uns in der Vorbereitung sowie Durchführung der Lehrgänge bestens. 
Unter der Leitung von Hauptadjutant Hansruedi Sommer und den beiden Stabsadjutanten Marc Dubach und Roger Wyler ist der Lehrkörper in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Mittlerweile verfügen wir über sieben kompetente Mitarbeiter für die Ausbildung der Kompetenzbereiche N1, N2 und N3. 
Unsere Milizkader aus dem deutschsprachigen Raum mit einem Berufsabschluss aus der Automobilbranche profitiert zusätzlich von einer Ausbildungsgutschrift der STFW. Diese Zusammenarbeit ist eine Win-Win Situation für die Armee und die zivile Berufsbildung. Unsere Ausbildung und unsere Kompetenzen werden dadurch in der Nutzfahrzeugbranche noch besser bekannt und anerkannt.

 

Hat diese Ausbildung speziell nennenswerte Facetten und wenn ja, was fasziniert Sie daran?

Die Kompetenzbereiche N1, N2 und N3 der Ausbildung AutomobildiagnostikerIn Fachrichtung Nutzfahrzeuge werden für die ganze Schweiz exklusiv bei uns an der Instandhaltungsschule 43 angeboten. Wir haben unsere Ausbildungsräume so eingerichtet, dass gleichzeitig an bis zu 10 Fahrzeugen in Teams gearbeitet werden kann und dadurch die Ausbildung noch effizienter wird. In allen drei Kompetenzbereichen ist der Praxisanteil in der Ausbildung sehr hoch.

 

Wo sehen Sie heute oder auch zukünftige Chancen und wo, unter Umständen Herausforderungen?

Wir haben aktuell eine topmoderne Fahrzeugflotte in der Armee und gut ausgebildetes Lehrpersonal. Eine grosse Herausforderung sehen wir in der raschen Entwicklung von neuen Antriebskonzepten.

 

Was sind Ihre Visionen für die Armee in Bezug auf diese Weiterbildung?

Wir wollen die Weiterbildungskurse, sei es für die Armeeangehörigen, oder in Zusammenarbeit mit unseren Partnern, fördern und langfristig festigen.