«Ist das aktuelle Ausbildungskonzept der Gebäudetechnik noch zeitgemäss und nachhaltig?»
Am gestrigen «Afterwork Gebäudetechnik» diskutierten Expertinnen und Experten sowie VertreterInnen aus Branche und Politik engagiert über die Zukunft der beruflichen Grundbildung in der Gebäudetechnik. Angesichts hoher Lehrabbruchsquoten, Fachkräftemangels und eines schlechten Images wurden Lösungsansätze diskutiert – und erste Ideen entwickelt.
Eine solide Grundbildung ist die Basis für dringend benötigte Fachkräfte in der Gebäudetechnikbranche – doch gerade diese ist eine grosse Herausforderung. Laut dem Branchenverband suissetec werden über ein Viertel aller Lehrverträge in den Gebäudetechnikberufen während der Ausbildung aufgelöst, und mehr als 20 % der Lernenden scheitern an der Lehrabschlussprüfung.
Man ist sich einig: Es braucht Veränderungen, um die Attraktivität und den Erfolg der Gebäudetechnikberufe zu steigern. Diskutiert wurde, wo und wie diese Veränderungen ansetzen sollten.
Pilotprojekt: Einheitliches Basisjahr an der STFW
Beat Amstutz, Leiter Bildung Gebäudetechnik an der STFW, brachte einen konkreten Lösungsvorschlag ein: eine einheitliche Grundausbildung im Rahmen eines Basisjahrs an der STFW. Die Lernenden sollen zunächst grundlegende berufliche Fertigkeiten erwerben, bevor sie in ihre Lehrbetriebe wechseln. Dieses Modell zielt darauf ab, einheitliche Startvoraussetzungen zu schaffen, Lehrabbrüche zu reduzieren, die Erfolgsquoten bei den Lehrabschlussprüfungen zu steigern und langfristig das Image der Branche zu verbessern.
Ein ähnliches Modell wird bereits erfolgreich am Ausbildungszentrum Winterthur (azw) in 14 Lehrberufen umgesetzt. Jürg Eugster, Mitglied der Geschäftsleitung des azw, betonte die Vorteile dieses Ansatzes: Die Durchfallquote bei den Lehrabschlussprüfungen beträgt bei ihnen lediglich 1–3 %, und die Lernenden starten mit fundiertem praktischem und theoretischem Vorwissen in die Ausbildung in den Betrieben – ein Gewinn für alle Beteiligten.
Engagierte Diskussion mit vielen positiven Stimmen
Yvonne Birchmeier, Sanitärmeisterin, Berufsschullehrerin und Lehrmeisterin, begrüsst die Idee einer einheitlichen Grundausbildung: Es sei sinnvoll, den Rucksack der Lernenden vor dem Start im Betrieb mit wichtigen Grundlagen zu füllen. Sie wies jedoch darauf hin, dass viele praktische Fragen noch geklärt werden müssten. Zudem sieht sie ein tieferliegendes Problem: «Das Herzblut für die Gebäudetechnikberufe fehlt. Nur wenige Jugendliche sind noch bereit, sich die Hände schmutzig zu machen.»
Martina Blum, Stadträtin von Winterthur, hob hervor, dass die Volksschule bereits viel zur Imageförderung technischer Berufe beitrage. Schülerinnen und Schüler würden umfassend informiert und auch Mädchen gezielt zu Schnupperlehren ermutigt. Die Schule allein könne die Imagekorrektur nicht bewältigen – die Gesellschaft müsse ihren Teil beitragen. Eine nähere Zusammenarbeit – gerade auch im Rahmen des vorgeschlagenen Pilotprojekts – würde sie sehr begrüssen.
Auch der Branchenverband suissetec bemühe sich intensiv um Verbesserungen, wie Direktor Christoph Schaer erläuterte. Der Verband stelle Betrieben Werkzeuge zur Verfügung, um die Ausbildungskultur zu stärken, und biete Bildungscoaches an, die Betriebe gezielt unterstützen. Zum vorgeschlagenen Pilotprojekt meinte Schaer: «Wenn es der Branche einen Mehrwert bietet, wird es sich durchsetzen. Die Unterstützung durch den Verband ist garantiert, wir werden jedoch nichts diktieren.»
Viele der anwesenden VertreterInnen der Gebäudetechnikbranche reagierten positiv aufs Pilotprojekt der STFW. Die Diskussion zeigte auch, dass alle Beteiligten – von Lernenden über Betriebe bis hin zu Lehrpersonen – involviert und motiviert werden sollen für ein erfolgreiches Pilotprojekt der STFW.
Von der Vision zur Mission
Zum Abschluss forderte Beat Amstutz zum Handeln auf: «Wenn wir nichts ändern, verlieren wir die Fachkräfte von morgen. Wir müssen jetzt aktiv werden.» Die geführte Diskussion im Rahmen des «Afterwork Gebäudetechnik» habe ihn jedoch genau darin bestärkt: Im kommenden Jahr werden die konkreten Schritte zur Umsetzung des Pilotprojekts definiert.
► Wollen Sie im 2025 auch über die weiteren Schritte informiert werden? Geben Sie uns gerne via E-Mail Bescheid: kommunikation@stfw.ch