Sie hat es versucht mit einer klassischen Bürokarriere. Doch schnell wurde Jenny Euringer klar, dass sie nicht gemacht ist für eine sitzende Tätigkeit und absolvierte die Lehre als Elektroinstallateurin. Zehn Jahre später bereitet sie sich nun auf die Höhere Fachprüfung zur eidg. dipl. Elektroinstallateurin vor und übernimmt im 2020 die fachkundige Leitung eines Elektroinstallationsbetriebs.
Gegen den Strom
Vorherrschende Stereotypen werden zurzeit überall diskutiert und hinterfragt. Männer lernen handwerkliche Berufe; Frauen engagieren sich mehr im Büro oder in sozialen Berufen – so die gesellschaftliche Norm. Jenny Euringer war dies schon früh egal. Nach einem halben Jahr Wirtschaftsmittelschule wusste sie: „Rumsitzen ist nichts für mich, ich will Elektroinstallateurin werden.“ Dies kommt aber nicht von ungefähr. Von Kindsbeinen an war sie im Elektroinstallationsbetrieb ihres Vaters unterwegs und hantierte mit Seitenschneidern und lernte das handwerkliche Umfeld kennen und schätzen. «Es muss Hände und Füsse haben, wenn ich etwas sage», antwortet die Aargauerin auf meine Frage wie sie sich in der Männerdomäne behaupte. Sie schätzt den ehrlichen und direkten Umgang mit ihren Berufskollegen. Nach der Lehre bei einem Elektroinstallationsbetrieb in ihrem Heimatort in Wettingen wollte es der Zufall, dass ihr Vater eine Bürokraft suchte und so fand sie zurück zu ihren Wurzeln und lernte zu ihren handwerklichen Skills die administrativen Aufgaben, die in einem Elektroinstallationsbetrieb anfallen, dazu. Learning by doing, notabene. Anpacken kann sie ja.
Mit dem Strom
Angepackt hat sie auch ihre fachliche Zukunft. Im 2016 startete sie die Weiterbildung zur Sicherheitsberaterin mit eidg. Fachausweis an der STFW. Dort traf sie das erste Mal auf ihre Klassengspändli, die sie auch in die nächste Weiterbildung zur Elektroprojektleiterin begleitet haben. Einige sind nun sogar mit ihr in der derzeitigen Ausbildung zur eidg. dipl. Elektroinstallateurin. Ja, wer einmal im Strom drin ist, kommt nicht mehr so leicht heraus. Deswegen hat sie auch gleich alle Weiterbildungen ohne Pause durchgezogen. «Das ist schon anstrengend», meint die 32-jährige, «du musst dein Privatleben zurückstellen und dauernd jonglieren, dass du alles unter einen Hut kriegst. Doch ich wollte die Weiterbildungen unbedingt noch nach altem Reglement absolvieren.»