Liegestuhl-Strand-Ferien und Bücher lesen ist nichts für Carrosserie-Fachlehrer Daniel Kehl. Lieber sitzt er in seiner Freizeit im Sattel seines Lieblingstöfflis «Pony Junior» mit Jahrgang 1970 und fährt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45km/h durch Täler und über Pässe der Alpen.
Mitarbeitende im Portrait
Da läuft immer was!
Dreckige Hände und Benzingeruch gehören für den gebürtigen Rheintaler seit Kindsbeinen zur Tagesordnung. Mit seinen Schulfreunden hat er jede freie Minute bei ihm zuhause an Töfflis herumgeschraubt und sie ausgefahren. Bis heute hat er kein bisschen von dieser Leidenschaft eingebüsst. Mittlerweile hat sich seine Flotte auf vier Caravelle Sachs 502 HG, ein Pony Junior Sachs 503 HG, zwei Solex 3800 und für seine Frau einen Puch Maxi S vergrössert!
«Ernten, was man säht»
Er hat sie alle auf Online-Auktionsplattformen ersteigert. «Sie sind manchmal in sehr schlechtem Zustand und müssen aufwändig restauriert werden», meint der gelernte Fahrzeugschlosser. In vielen Arbeitsstunden repariert er die Mopeds in seiner kleinen Werkstatt in Seuzach und bringt sie wieder auf Vordermann.
Stolz fährt er die polierten Töfflis anlässlich verschiedenster Ausfahrten wie beispielsweise dem Red Bull Alpenbrevet (100 km, 2900 Höhenmeter), Vorarlberger Moped Ride (187 km, 4040 Höhenmeter), Ötztaler Moped Marathon (240 km, 5050 Höhenmeter), sowie einigen nationalen Treffen aus. Besonders in Erinnerung bleibt ihm aber eine Töffli-Tour mit seinen beiden Schwagern im 2015. Während einer Woche fuhren sie von Winterthur übers Appenzellerland nach Ilanz, erklommen den Lukmanierpass, rasteten im tessinerischen Biasca und kurvten die Gotthard-Tremola hoch und tuckerten über Brunnen zurück nach Hause. Circa 550 km und einigen tausend Höhenmeter.
Die Natur, das Schnurren seiner überholten Töfflimotoren und das gesellige Beisammensein mit seinen Tour-Kollegen ergeben für Daniel Kehl den perfekten Mix, um Energie zu tanken für seinen beruflichen Alltag.
Das ist Daniel Kehls Credo im Leben. Eine aufrichtige Auffassung, die es sich lohnt, sich ebenfalls anzueignen.
Der Ruf des VSCI
Denn auch da ist er ein umtriebiger Fachmann. Schon im Alter von 22 Jahren hat ihn sein Lehrmeister seinerzeit gebeten, Prüfungsexperte an den VSCI-Lehrabschlussprüfungen der Fahrzeugschlosser zu werden. Gefragt, gemacht. Doch nicht ohne Weiterbildungen zu absolvieren, die für diese Tätigkeit damals eigentlich gar nicht gefordert gewesen wären. So bildete er sich nebenberuflich bis zum Carrosserie-Meister in der Fachrichtung Fahrzeugbau weiter. 25 Jahre amtete er im Anschluss als Prüfungsleiter für die Fahrzeugschlosser.
Fachlehrer für Fahrzeugschlosser und Carrosseriespengler wurde er dann aber erst nach einer Lebenskrise. Diese zwang ihn, sich beruflich nochmals neu zu orientieren. Nach einem dreimonatigen Praktikum als liebevoll genannter „Ober-Schnupperi“ in einer Auto-Spenglerei wurde er vom Regionalen Carrosserie Berufsverband Zürich angefragt, ob er als Fachlehrer für überbetriebliche Kurse im Ausbildungszentrum des VSCI in Effretikon einsteigen möchte. Er überlegte nicht lange und sagte zu. Denn die Arbeit mit Jugendlichen hat ihm schon immer Freude gemacht.
Den Jugend-Gang eingelegt
Auch nach über 13 Jahren ist dies immer noch so. Unterdessen hat die STFW in Zusammenarbeit mit dem VSCI an der Schlosstalstrasse ein Kompetenzzentrum für Fahrzeugtechnik gebaut und da bereitet Daniel Kehl nun die Jugendlichen mit einer strengen aber fairen Art fachlich wie auch menschlich auf die Berufswelt vor. Die überbetrieblichen Kurse mit den Lernenden sind jeweils eine intensive Zeit. Man lernt sich sehr gut kennen. Zwischendurch gehören strenge Worte dazu. Es hat aber auch viel Platz für motivierende Gespräche und gemeinsames Lachen. Manchmal brauchen die jungen Fachleute aber einfach auch einen erfahrenen Gesprächspartner, wenn die herausfordernde Lehrzeit zu viel zu werden droht. So hat er schon manchen Lernenden wieder aufgebaut und findet an Lehrabschlussprüfungen Bestätigung dafür. Denn nicht selten bedankt sich ein Schüler am Ende der Lehre nochmals bei Daniel Kehl für die gute Ausbildung, die sie bei ihm geniessen durften.