CEOs von grossen Industriefirmen führen Kamingespräche, bei denen es um einen informellen Austausch zu bestimmten Themen geht. An der STFW sind dies dem Metier entsprechend Werkstattgespräche. Olaf Pfeifer, neuer STFW-Direktor diskutiert mit seinem Vorgänger Erich Meier über Führungswerkzeuge, digitale Transformation und persönliches.
Aus der Werkstatt eines Direktors
Erich Meier: Im Gegensatz zu mir vor 12 Jahren übernimmst du eine stabile STFW. Ist das ein Fluch oder ein Segen?
Olaf Pfeifer: Ich schaue dem positiv entgegen. Für mich ist das ein Segen in vielerlei Hinsicht. Du hast ein solides Fundament gebaut und sozusagen die STFW-Aufrichte gefeiert. Ich darf mich nun an den Innenausbau wagen und die Gewerke richtig vernetzen, um dies mit einem Hausbau zu vergleichen. Erste Aufgaben bei diesem Innenausbau werden die Weiterentwicklung der neuen Schulsoftware sein, die Digitalisierung im Unterricht vorantreiben, sowie Schnittstellen eliminieren und eine Innovationsplattform aufbauen. Zudem möchte ich das hohe Engagement und die Selbstreflexion der Mitarbeitenden weiter fördern; getreu dem Motto: Nur wer weiss, woher er kommt, weiss, wohin er geht.
Olaf Pfeifer: Gab es in diesen zwölf Jahren irgendwelche Herausforderungen, die du bei deinem Antritt so nicht erwartet hast?
Erich Meier: Ja. Zum einen das Personal und die damit verbundene Macht und Verantwortung. Personalentscheide sind eine der schwierigsten Entscheidungen im positiven wie auch im negativen Sinne. Zum anderen bist du natürlich bei einer privaten Firma auch für das Ergebnis des Unternehmens verantwortlich. Oft befinden sich diese beiden Themen in einem Spannungsfeld. Es war beides anspruchsvoll aber auch sehr spannend.
Olaf Pfeifer: Welches Werkzeug braucht ein Direktor am meisten in seiner Werkstatt?
Erich Meier: Aus meiner Sicht muss ein Direktor tägliche Probleme effizient lösen können. Im Weiteren muss er den Mitarbeitenden so viel Freiheit lassen, dass sie motiviert zum Arbeiten sind, Innovation spüren und rechtzeitig allfällige Lücken füllen. Er darf beim Alltagsgeschäft aber die langfristigen Ziele und die Vision nicht aus den Augen verlieren.
Olaf Pfeifer: Meines Erachtens sind es vier Ingredienzen welche eine gute Mischung eines Direktors ausmachen. Zum einen ist es das visionäre Denken und zum anderen muss er ein Macher und sehr guter Zuhörer sein. Letztlich muss er auch ein guter Integrator sein, sowohl nach innen, wie auch nach aussen
Olaf Pfeifer: Was bewunderst du an den heutigen Jungen?
Erich Meier: Ich finde sie im Vergleich zu früher sehr anständig und der Umgang mit den jungen heute ist wunderbar. Vielleicht auch weil sich die ältere Generation verändert hat. Aber die Leute hier sind sehr anständig und das schätze ich sehr. Für Rechnungen die wir früher im Kopf gemacht haben, benutzen sie heute das Handy. Dafür können sie aber viele Sprachen, was wir früher nicht konnten.
Olaf Pfeifer: Für mich ist es ihre Leichtigkeit – im positiven Sinne versteht sich. Es gelingt ihnen einfacher, zwischen verschiedenen Welten hin und her zu „switchen“. Sie sind heute viel flexibler, als ich es zu meiner Zeit war. Und sie haben den Mut, für sich einzustehen und Meinungsverschiedenheiten auf eine respektvolle Art auszutragen.
Erich Meier: Wie stehst du im privaten Bereich zur digitalen Transformation?
Olaf Pfeifer: Für mich ist der Computer ein alltägliches Arbeitsinstrument, das ich nicht mehr missen möchte. Meine Affinität für die Förderung der Interaktion Mensch und Maschine kann ich privat bei der Entwicklung von Oberflächen vollends ausleben und bereitet mir sehr viel Spass. Schauen wir doch unsere Eltern und Grosseltern an, sie haben heute oftmals Mühe, mit all den Möglichkeiten der Digitalisierung mithalten zu können. Dabei fühlen sie sich oftmals technologisch verwaist und somit nicht mehr gesellschaftlich eingebunden. Das Einbinden der Individuen ist meines Erachtens einer der Erfolgsfaktoren für eine vernünftige Entwicklung der digitalen Welt.
Privat kann ich aber gut auch ohne elektronische Geräte und Apps auskommen. Ich blättere sonntags gerne in einer gedruckten Zeitung und lese ausschliesslich in «physischen» Büchern (lacht).
Erich Meier: Ich bin bis jetzt eher ein zurückhaltender User. Ich habe auch meistes mein Handy nicht gefunden wenn ich es gesucht habe (lacht). Seit ich im Gemeinderat Männedorf bin, hat mich die digitale Transformation aber gänzlich erfasst und ich muss alles selber machen, weil mir niemand mehr zeigt wie der PC funktioniert. Der Gemeinderat funktioniert papierlos! Das ist eine Herausforderung aber auch ein spannender Weg. Als gelernter Ingenieur habe ich selbstverständlich gerne Technik; kann aber ganz gut auch ohne auskommen.
Olaf Pfeifer: Was gibst du mir mit auf den Weg an der STFW?
Erich Meier: Falls du mal im täglichen Kleinkram untergehen solltest: «Behalte den Blick auf den Gipfel des Berges.»
Olaf Pfeifer: Wie hast du diese 12 Jahre STFW empfunden?
Erich Meier: Ich habe diese zwölf Jahre extrem spannend gefunden, weil es eine grosse Palette an Problemen und Aufgaben gab, die zu lösen waren. Von der WC-Reinigung über Pensionskassenwechsel, Leute qualifizieren, Gebäude bauen. Das fand ich eine höchst spannende Aufgabe und bin auch sehr zufrieden, dass ich diese machen durfte. Ich wünsche dir viel Erfolg und Freude an deiner neuen Aufgabe.
Olaf Pfeifer: Herzlichen Dank, Erich. Ich freue mich sehr auf die aktuellen Herausforderungen und das neue Aufgabengebiet. Ebenso freue mich auf meine neuen Arbeitskolleginnen und -kollegen, welche mir einen herzlichen Empfang bereitet haben. Dir – lieber Erich – danke ich für die hervorragende Übergabe und Einarbeitung und wünsche dir von ganzem Herzen alles Gute und beste Gesundheit für deinen nächsten Lebensabschnitt!